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Die Abenteuer des Prinzen Achmed
Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Wed, 03 Apr

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Fachwerk

Die Abenteuer des Prinzen Achmed

Zauberlaterne Allschwil: ein Silhouettenfilm

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Zeit & Ort

03 Apr 2019, 15:45

Fachwerk, Baslerstrasse 48, 4123 Allschwil, Schweiz

Über die Veranstaltung

Der Silhouettenfilm basiert auf Motiven aus "1001 Nacht" und erzählt von der abenteuerlichen Reise des Prinzen Achmed, die am Hofe des grossen Kalifen beginnt.

Am Tag, als der Geburtstag des grossen Kalifen zelebriert wird, erscheint ein Fremder in der Stadt und stellt sein Wunderwerk vor: ein Pferd, das durch die Lüfte fliegen kann. Der Kalif möchte dieses Zauberpferd unbe­dingt besitzen, aber als Gegengabe soll er seine schöne Tochter Dinarsade dem Hässlichen zur Frau geben. Das erzürnt Dinarsades Bruder Achmed, doch der Zauberer versteht es, den Prinzen auf das Pferd zu locken. So beginnt Achmeds Reise hinauf zu den Sternen. Endlich entdeckt Achmed den Hebel, der das Pferd abwärts treibt, und lan­det auf der Insel Wak-Wak. Hier lebt die schöne Pari Banu, in die sich Prinz Achmed auf den ersten Blick verliebt und die er entführt. Inzwischen sinnt der Zauberer in der Stadt des Kalifen auf Rache, und schon bald gelingt es ihm ein zweites Mal, dem Prinzen übel mitzuspielen. Er raubt Pari Banu und bietet sie dem Kaiser von China an. Da sie jedoch all seine Annäherungsversuche zurückweist, soll sie zur Strafe mit dem buckligen Hofnarren verheiratet werden. Der nimmermüde Zauberer hat den Prinzen Achmed derweil in eine öde Gegend verschleppt. Doch dort, in einem gewaltigen Felsen, haust die gute Hexe von Flammenberg. Sie ist die Feindin des Zauberers und eilt mit Achmed zum Hof des Kaisers, wo er seine geliebte Pari Banu retten kann.

Bald taucht neues Unglück auf: Die Dämonen von der Zauberinsel Wak-Wak fordern ihre geraubte Herrin zurück und abermals wird Pari Banu entführt. Die Tore von Wak-Wak schliessen sich vor dem unglücklichen Prinzen und werden sich nur demjenigen öffnen, der die Wunderlampe Aladins besitzt.

Auf märchenhafte Weise trifft Prinz Achmed vor den Toren auf Aladin und befreit ihn aus den Klauen eines krakenhaften Ungeheuers. Während er Aladins aufregende Geschichte erfährt, stürzt die Hexe herbei mit der Nachricht, dass Pari Banu von den erzürnten Dämonen gepeinigt werde. Achmed und Aladin sind verzweifelt, denn ohne die Kraft der Wunder­lampe, die sich mittlerweile in der Hand des Zauberers befindet, können sie nicht nach Wak-Wak gelangen. Es kommt zum entscheidenden Kampf und schliesslich besiegt die gute Hexe den bösen Zauberer. Mit der Wunder­lampe dringen Achmed, Aladin und die Hexe in Wak-Wak ein. Es gelingt ihnen, Pari Banu aus den Fängen der wilden Dämonen zu befreien, und am Ende kann der trauernde Kalif seine Kinder überglücklich wieder in die Arme schliessen.

Informationen zum Film

In dreijähriger Arbeit entstand der Silhouettenfilm, der als erster abendfüllender Animationsfilm in die Filmgeschichte einging: Lotte Reiniger schrieb das Storyboard, schnitt die Figuren und Hintergründe und bewegte sie, assistiert von Alexander Kardan und Walter Türck, ihr Mann Carl Koch hatte die Aufnahmeleitung und Kontrolle der Technik, Walther Ruttmann, Filmexpressionist und Regisseur (u.a. "Berlin, Symphonie einer Grossstadt"), gestaltete die fantastischen Bewegungen im Kampf der Dämonen von Wak-Wak, der Experimentalfilmer Berthold Bartosch die Wellenbewegungen für den Seesturm. Bedenkt man, dass für eine Sekunde 24 Einzelaufnahmen nötig sind, so kann man ermessen, welche Leistung hinter dem ersten abendfüllenden Animationsfilm der Filmgeschichte steht. Im ganzen wurden etwa 250.000 Einzelbilder aufgenommen, 100.000 für den Film verwendet.

Wolfgang Zeller, später vielbeschäftigter Filmkomponist ("Ehe im Schatten", "Serengeti darf nicht sterben"), schrieb in engem Kontakt mit Lotte Reiniger eine symphonische Musik zum Film, die live auf­geführt wurde.

Die erste Vorführung fand am 2. Mai 1926 als Matinee-Vorstellung (hauptsächlich für geladene Gäste wie Regisseure, Produzenten und Kollegen aus der Film- und Theaterbranche) in der Berliner Volksbühne am Bülowplatz statt. Von dieser Uraufführung geben zwei zeitgenössische Filmkritiken Zeugnis:

Im Filmkurier vom 3.5.1926 heisst es: "Man ist im Film an Silhouetten nicht gewöhnt. Also wird man anfangs ein bisschen ermüdet. Allmählich aber wird man gefesselt und immer mehr begei­stert, entzückt und entrückt."

Und in der Zeitung Vorwärts vom 9.5.1926 ist zu lesen: "Wenn man bedenkt, dass jede der agierenden Figuren in allen ihren Gelenken be­weglich sein muss ... so kann man sich ungefähr eine Vorstellung da­von machen, welch ein Wunderwerk hier geleistet ist. Aber auf das Technische allein kommt es ja nicht an, die Hauptsache ist, dass der Geist des Märchens hier in der filmischen Bilderfolge aufs Glücklichste neu geboren ist und dass die Welt orientalischer Wunder, fabelhafter Vorgänge und den Mitteln einer an türkischen und japanischen Vorbil­dern geschulten Silhouettenkunst neu geschaffen ist."

Eine glanzvolle Premiere des Films gab es - durch Vermittlung von Jean Renoir - im Juli 1926 in der Comédie des Champs-Elysées in Paris - und über diesen Umweg kam "Prinz Achmed" nach Berlin ins Kino, wo er im September 1926 im Gloria-Palast zu sehen war.

"Prinz Achmed" hat eine wechselvolle Geschichte. Im Zweiten Weltkrieg ging das Negativ des Films verloren. 1989 wurde der Film vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt restauriert. Ausgangsmaterial dafür war ein neues 16mm-Negativ, das der Filmproduzent Louis Hagen jun./ Primrose Film Productions in London 1954 von dem damals einzigen erhaltenen Filmpositiv hatte herstellen lassen. Für die 16mm-Kopie von 1989 wurden die verschollenen deutschen Zwischentitel in zeitgenössischer Schrift rekonstruiert und eine überarbeitete Farbversion angefertigt. Auf der Tonspur dieser Kopie (und auch auf den danach hergestellten Videos) erklingt die Musik des englischen Komponisten Freddie Phillips, gespielt von einem kleinen Ensemble.

Der 100. Geburtstag von Lotte Reiniger im Jahr 1999 war Anlass, noch einmal zu recherchieren. Das Ergebnis war die Neuanfertigung einer 35mm-Filmkopie in Kooperation vom Deutschen Filmmuseum Frankfurt und ZDF/Arte. Die neue 35mm-Kopie (stumm) unterscheidet sich in der Farbgebung (aufgrund der Angaben der aufgefundenen Nitrokopie), ist um einige Zwischentitel (nach der Zensurkarte vom 15.1.1926) ergänzt worden, hat insgesamt neu gestaltete Zwischentitel und die ursprüngliche Einteilung in fünf Akte.

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